A WEEK IN MUSIC // 30.09.22

Hallo! Heute Musik und Literatur. Los geht’s.

Alben //

Yeah Yeah Yeahs – Cool It Down (VÖ: 30.09.22 via Secretly Canadian)

Zahlenspiel: Nach 9 Jahren bringen die YYY ihr 5. Album raus, auf dem, trotz der langen Zeit, die sie hatten, nur 8 Songs sind. Etwas geizig könnte man meinen. Es gab zwischendurch aber einfach zu viel zu tun: Soloarbeiten und Nebenprojekte (Karen O – “Crush Songs“, Nick Zinner – Head Wound City) und Label-Gründungen (Brian Chase: Chaikin Records) sind da zu nennen. Und dann ist weniger halt machmal auch mehr. Wie auch immer: Sie können es noch! Auch nach 9 Jahren Band-Hiatus vertonen sie die Probleme der Welt so tanzbar und eindringlich wie wenig andere.

Lambchop – The Bible (VÖ: 30.09.22 via City Slang)

Mit 30 Jahren Musikbusiness auf dem Buckel ist Kurt Wagner halt auch so ein Typ, über den man nichts mehr schreiben muss. Oder es sich, auf Grund seiner unfassbaren Größe, schlicht nicht traut. Und dann bringt er auch noch ein Album mit dem Namen „The Bible“ raus. Puh. Es geht, natürlich, um die großen Fragen. „What the fuck I am doing?“, fragt er, der bald 64 Jahre alt sein wird, sich selbst. Kein bisschen altersmüde klingen aber seine Songs. Im Gegenteil. Unvorhersehbarer Weirdo-Pop, der sich nicht in Kategorien pressen lassen will.

Singles //

Meine favorite Singles der Woche.

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Local News Liebe //

Support your local music makers. Heute: MELLIE aus Leipzig.

Credit: Valentina Schuster

MELLIE teilen nicht nur die Liebe für aus der Zeit gefallene Gitarrenmusik mit mir sondern auch den Raum, in dem sich diese ausgedacht wird. Denn da wo früher DIN Martin Hits (ja, Hits!) in zähen und verrauchten Nächten auf Festplatten gespeichert wurden, die dann nie wieder das Tageslicht sehen sollten, bastelt heute Bassist Marius an den frickeligen Arrangements seiner Band(s). 2020 erschien die noisige Debüt-EP „Have Head“ und für den 11. November haben sie ihr erstes Album „I Have Ideas, Too“ angekündigt.

„Free Field“ ist die erste Single davon.

Buchvorstellung //

Ich habe das neue Buch „Good Pop, Bad Pop“ von Jarvis Cocker gelesen und aufgeschrieben, wie ich es finde. Der Text erscheint im Oktober im Musikexpress und jetzt schon hier! Das Buch gibt es ab dem 06.10. im Kiwi-Verlag.

“This is not a life story. It’s a loft story.”, sagt der Klappentext der englischen Originalausgabe von Jarvis Cockers erstem Buch „Good Pop, Bad Pop“. Und das stimmt. Denn Mr. Disco 2000 öffnet für diese Autobiografie den seit 20 Jahren verschlossenen Dachboden seines alten Londoner Wohnhauses. Was dort liegt, hat eine Geschichte. Alte Kaugummipackungen, orangene Polyester-Hemden, kaputte Brillen, Konzertkarten und Erwachsenenmagazine stapeln sich neben Schulheften mit ersten Manifesten für eine Band mit dem Namen „Pulp“. Es verwundert nicht, dass der Typ, dessen Songtexte von der Liebe zum Alltäglichen leben, auch der ist, der das Alltägliche obsessiv sammelt. Doch damit soll nun Schluss sein. Jetzt, wo die Tür zum Dachboden einmal offen ist, wird hier direkt entschieden, was bleiben darf und was nicht. Good Pop VS. Bad Pop also. 

Keine leichte Aufgabe. Die Sammlung dünner Plastiktüten erinnert schließlich daran, wie er bei seiner Mutter auszog, um Andy Warhol-like in einer alten Fabrik zu leben. Aufgrund fehlender Heizung und unzähliger Erkältungen stellte sich das zwar schnell als schlechte Idee raus. Die Tüten aber, die bleiben! Genau wie die alten Bücher und Klamotten – überwiegend Flohmarktfunde – die Cockers Liebe für Kunst und seinen eigenen Stil als Kind geprägt haben. Aussortiert hingegen werden Dinge, die Popkultur für politische Zwecke missbrauchen: ein Bastelbogen mit Margaret Thatchers Frisur und Outfits landet natürlich im Müll. Bad Pop!

Cocker hangelt sich an den Dingen auf diesem Dachboden liebevoll durch die erste Hälfte seines Lebens. Zeitlich endet das Buch mit dem Zulassungsschreiben für ein Studium an der „Central Saint Martins School of Art and Design“. Da, wo er später auf die griechische Kommilitonin treffen sollte, die ihm die Story für Pulps wohl breakthrough Hit „Common People“ lieferte. 

Was nach literarischer Inventur klingt, ist in erster Linie die Geschichte eines merkwürdigen und kunstverliebten Teenagers. Einem, der immer etwas zu skurril gekleidet ist für die Zeit von Thatchers kalter Austeritätspolitik und Sheffields früher „lad culture“. Und einem, der seinen Traum vom Popstar-Ruhm nie aus den Augen verliert.

„Good Pop, Bad Pop“ erzählt unterhaltsam vom Anfangen, Anderssein und immer Weitermachen. 

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An dieser Stelle sei noch die wunderbare BBC Dokumentation empfohlen, die sich 55 Minuten lang (!!!) ausschließlich um den Song „Common People“ dreht. Heute undenkbar, dass irgendjemand auf die Idee kommen würde, sowas zu pitchen. Ich liebs!

Und zum Schluss //

…wie immer der Hinweis zu meiner aktuellen Sendung. Die nächste neue Folge läuft schon am kommenden Montag und wird ein Reeperbahn Festival Recap!


*gentle mic drop*
M.x

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