126 – Sam Evian

Sam Evian, Credit: Josh Goleman

Musik wie das Innere einer Lavalampe: Das war mein Gedanke als ich Sam Evians neues Album „Time To Melt“ zum ersten Mal durchgehört habe. Aber von vorn.

Sam Evian hat zwar schon zwei Soloalben draußen, arbeitet aber hauptsächlich als Produzent und ist eine zentrale Figur des US-Indie. Zu seinen Kund:innen zählen unter anderem Big Thief, Cass McCombs und Widowspeak.

Nachdem er sein letztes Album „You, Forever" im Hinterland von New York produziert hatte, merkte Sam, dass er dem Drang, dem unruhigen Stadtleben zu entkommen, nicht länger widerstehen konnte. Mit seiner Partnerin Hannah Cohen (dessen letztes Album er auch produziert hat) ließ er die Hektik New Yorks hinter sich, um in einer ruhigen Stadt in den Catskills ein neues zuhause und sein Studio Flying Cloud Recordings zu bauen. Als das fertig war, kam dann aber erstmal die Pandemie. Das hieß: keine Bands, keine Studiogäste, viel Zeit und 60 Demo-Recordings, die Evian in den letzten zwei Jahren aufgenommen hatte. Diese begann er zu sortieren und mit Hilfe von Hannah und Freunden aus der Ferne - Spencer Tweedy, Chris Bear, Jon Natchez (The War On Drugs) und sogar ihm völlig unbekannten Personen zu Songs zu formen. Herausgekommen sind – und da kommen wir zurück zum Bild der Lavalampe – 11 Songs, die wunderschön schwerelos, warm, groovig wabernd und alles umhüllend sind. Zwischen Avantgarde Pop à la Scott Walker und angezerrten Riffs wie man sie von Unkown Mortal Orchestra kennt, spielt sich Evian durch die Platte. Die Ruhe und Zurückgezogenheit seiner neuen Umgebung ist den Songs dabei gnadenlos anzuhören. Das Wort lässig kommt in den Sinn.

Fast schon im Widerspruch dazu stehen Evians Lyrics, die auf der einen Seite zwar die Liebe und das Paradies außerhalb der Stadt feiern, auf der anderen aber gesellschaftliche Themen wie Polizeigewalt, Klassenkampf, Rassismus und die bröckelnde amerikanische Fassade ansprechen.

DIE LISTE 

Die traurigsten Lieblingssongs von Sam Evian.

Everly Brothers - So Sad (To Watch Good Love Go Bad)

in honor of Don Everly. RIP.

Dolly Parton - Lonely Comin’ Down

her vocal performance will gut anyone. Dolly knows sadness.

Dusty Springfield - I Don’t Want To Hear It Anymore

I love living in this recording for 3 minutes.

Neil Young - Motion Pictures

I was tempted to list every song from ‘On The Beach’

George Jones - He Stopped Loving Her Today

The 4th verse reveal is just so good. Spoiler: he died.

George Harrison - Long Long Long

easily the best song on the white album

Marvin Gaye - What’s Going On

singing about darkness in the freshest way possible.

Robert Wyatt - At Last I Am Free

he didn’t write it but his version always gets me

Broadcast - Tears In The Typing Pool

Trish gives me chills. RIP.