83 – C’est Karma

Cest Karma, Credit: Martins Goldbergs

C’est Karma ist das Pseudonym der 18-jährigen Luxemburgerin Karma Catena. Trotz ihres jungen Alters kann sie bereits auf musikalische Erfahrungen in einer Punk-Band auf den Straßen Luxemburgs und als Support von Milky Chance (übrigens ihr drittes Konzert), sowie auf mediales Lob von ZEITmagazin, Deutschlandfunk Kultur oder The Line Of Best Fit zurückblicken.

Auf ihre erste EP „Yellow“ aus dem letzten Jahr folgten nun drei starke Singles: Girls - eine Hymne für Female Empowerment, Fist Fight – eine Reflexion über die Absurdität von Gewalt und der Verbindung zwischen Gewalt und Schmerz und zuletzt am 09.10. Pool Party, in der sie den alltäglichen männlichen Voyeurismus, dem Frauen ausgesetzt sind, thematisiert.

„Die Idee zu ‚Pool Party‘, entstand im frühen Sommer. Die Badesaison stand vor der Tür und ich unternahm meine ersten Ausflüge zum Badesee in meiner Nähe. Mit all dem kam jedoch wie jedes Jahr ein Gefühl von Unwohlsein und Bedrückung auf. ‚Pool Party‘ handelt vom Frausein, es geht um das Gefühl, das wir haben, wenn wir an Stränden baden und fremde Blicke über unsere Körper schweben. Es geht um Männer, die wir nicht kennen, die uns das Gefühl geben wir wären ihre Beute. In diesem Song nutze ich die Metapher des Strandes und beschreibe den Tag eines einsamen Mannes, dessen einzige Freude es ist, am Strand Frauen anzustarren, die er nicht kennt.

Dieses Verhalten sehe ich als äußerst verwerflich an, viele Frauen fühlen sich durch solche Blicke noch unwohler in ihren Körpern und es verletzt unsere Privatsphäre und unser Wohlergehen. ‚Pool Party‘ ist vielmehr ein Schrei aus Frustration und Wut als es ein Schrei nach Mitleid ist. Es ist eine einfache Beobachtung dessen, was wir Frauen täglich ertragen müssen.“

C’est Karma ist wohl eine der spannendsten Pop-Künstlerinnen unserer Zeit. Mit einer Stimme irgendwo zwischen Björk, Fever Ray und Adrianne Lenker, cleveren Songs und gesellschaftlichem Engagement trägt sie die Energie der Fridays For Future Generation in die Popmusik – what’s not to like?

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DIE LISTE 

Die traurigsten Lieblingssongs von C'est Karma

Mitski - Nobody

In ihrer Musik sucht Mitski die Perfektion und wenn sie vom Einsamsein singt klingt es so realitätsgetreu wie sonst nur selten. Vor allem während des Lockdowns genoss ich es sehr mich in mein Zimmer zu verkriechen und mit ihr zu fühlen.

SOPHIE - It’s Okay to Cry

Es gibt immer wieder Tage an denen ich nichts weiter brauche als dass SOPHIE mir in mein Ohr flüstert dass ich weinen darf.

Lorde - Liabilty

Melodrama ist wohl eines der melancholischsten Alben der letzten 10 Jahre, Lorde erzählt nämlich ein ganzes Album lang von ihrem Herzschmerz. Liability ist der traurigste Song aus der Kollektion und ich würde Lügen wenn ich behaupten würde, dass ich den Song nicht schon in voller Lautstärke, melancholisch aus dem Fenster blickend auf sämtlichen Busfahrten gehört hätte und mich dabei wie in einem Coming of Age Film gefühlt hätte.

Daniel Johnston - True Love Will Find You in the End

Daniel Johnston halt, ehrlich, unzensiert und verletzlich.

Ich habe den Song neulich für mich wiederentdeckt, als die britische Punkband „Idles“ ihr neues Album vor kurzem veröffentlicht haben und ich beim letzten Track von einem Daniel Johnston Cover überrascht wurde. (Ich empfehle übrigens das neue Idles Album Ultra Mono)

Björk - All is Full of Love

Als ich in der achten Klasse war haben wir mit der Theatergruppe meiner Schule eine moderne Auffassung Goethes Faust inszeniert. Ich besetzte im Stück nur eine kleine Nebenrolle. Das ganze Drama wurde von Björk Musik begleitet und „All is Full of Love“ ist für mich deshalb besonders dramatisch und  melancholisch weil in unserem Theaterstück Gretchen ihr Neugeborenes zu diesem Song umbrachte.

Tamino - Habini

Tamino ist einer von den wenigen Künstlern auf dessen Konzert ich geweint habe. Ich kriege ausnahmslos jedes Mal Gänsehaut bei Habibi.

Andrew Bird - Cracking Codes

Durch die Art und Weise wie dieser Song instrumentalisiert und produziert ist, hat man das Gefühl dass Andrew Bird nur für einen selbst singt. Außerdem ist Geige ohnehin das melancholischste Instrument überhaupt.

Douglas Dare - Greenhouse

Ich hab mir eine Zeit lang ein Album für jeden Tag der Woche ausgesucht und die dann jede Woche am gleichen Wochentag gehört und dieser Song war zwar damals auf dem Dienstag Album, trotzdem ist es ein sehr trauriger Song.

Fenne Lily - Top to Toe

Fenne Lily klingt in ihrer Musik als sei sie fast immer traurig. Ich hab eines meiner ersten Konzerte mit ihr gespielt und hab dort festgestellt dass sie eine der lustigsten Personen überhaupt ist. Wahrscheinlich lässt sie ihre ganze Melancholie in ihrer Musik raus.

Sevdaliza - All Rivers at Once

Ich weiß nicht genau wovon dieser Song handelt aber die sanfte Stimme von Sevdaliza und die minimalistische Instrumente sind unbeschreiblich sentimental. Der Song fühlt sich an wie eine warme Suppe nach einer Schneewanderung, wenn einem noch ein bisschen kalt ist und innerlich von der Suppe gewärmt wird.