Miserable Monday Update: The Beatles – Get Back

Peter Jacksons Beatles-Dokumentation "Get Back" ist das Beste, was ich dieses Jahr gesehen habe. Ohne Mist. Das sind acht Stunden ungesehenes Material, die mich wirklich angefasst haben.

Auch wenn die Erzählweise (es passiert genau das, was eben gerade passiert) vielleicht nicht alle mitnimmt, für Nerds und Beatles-Fans wie mich, öffnet sich ab Minute 1 die Tür zum musikalischen Narnia. Was gibt es bitte Besseres als der größten Band der Welt beim Songwriting zuzuschauen? Das sind die intimsten Momente einer Band. Egos treffen auf Egos. Kreativität auf Rangordnungen und Befindlichkeiten. Alles wird ausdiskutiert, Kompromisse werden gefunden, irgendjemand setzt sich durch. Manchmal entstehen ein paar gute Songs. Oder wie in diesem Fall ein Album, was über Generationen gehört wird. 

Ein paar Dinge haben mich besonders beeindruckt: 

1. Die unpopuläre Meinung zuerst: Zum Zeitpunkt der Aufnahmen glauben sie selbst schon nicht mehr an die Beatles. Das Ding scheint durch zu sein und wahrscheinlich hatten sie einfach nichts Besseres zu tun. 

2. Sie lieben sich trotzdem alle noch sehr. Auch wenn sie das nicht sagen würden.

3. Eine PA und Recording Equipment aufzubauen und zu verkabeln, sodass es dann auch nach etwas klingt, dauerte in den 70ern ewig. Genau wie heute. 🤔

4. Keine iPhones, kein Social Media. Wer nichts zu tun hat, sitzt rum, labert Scheiße und raucht. Beautiful! 

5. Die Kämpfe, die während des Songwritings ausgefochten werden, passieren 1:1 genau so in jedem popligen Dorf-Proberaum. Das ist faszinierend und desillusionierend zugleich. (George: “I’ll play whatever you want me to play, or I won’t play anything, whatever will please you I will do it”)

6. Ringo weiß die ganze Zeit eigentlich nicht so richtig was los ist. Dabei macht er aber immer den Eindruck, dass er eine gute Zeit hat. Außerdem benutzt er ein Splash Cymbal (who knew?) und spielt einfach keine schlechten Takes. Egal in welchem Zustand er ist. 

Ringo, the unproblematic hero, speaks for us all #GetBack #TheBeatles pic.twitter.com/EaUg0r5mIM

— Laura (@ElleEmSee) November 27, 2021

7. John Lennon. Where to start? Ich fand es sehr bewegend, ihn zu sehen. Nicht als ikonisches Poster, Foto, Konzertmitschnitt, sondern als er selbst. Seine kindliche Energie ist ansteckend. Was würde er wohl heute machen? 

8. George: totales Genie, wenn auch eine Drama-Queen. Wobei ich wahrscheinlich auch zwei Mönche mit zur Probe bringen würde, wenn ich George Harrison wäre. Diese exaltierte Herangehensweise gefällt mir sehr. 

9. Paul ist die treibende Kraft. Eine kreative Supernova. Er hält den Laden zusammen. Er lässt Songwriting absolut simpel aussehen, was es für niemanden (bis auf Paul McCartney) ist. Sich an einer Idee festhalten und diese mit reiner Willenskraft innerhalb weniger Minuten zu einem Hit zu machen, ist absoluter Wahnsinn. Dabei sieht er auch noch unfassbar gut aus.

10. Yoko Ono wahlweise strickend, lesend, quatschend oder Joint drehend, während im selben Raum Geschichte geschrieben wird, ist entweder total badass oder a bit shit. Tendiere zu badass. 

11. Außerdem: it wasn’t Yoko’s fault!

12. Mal Evans: Bester Assistent. Total legend.

13. Billie Preston als er erfährt, dass er der 5. Beatle wird: "Sure. Beautiful."  

14. Rauchen. Everyone, everywhere, all the time, everything. Niemand hat jemals gefragt, ob man mal lüften kann. Beeindruckend!

15. Der schönste Moment der Doku: Folge 3, 02:00:01, der letzte Auftritt auf dem Dach des Apple-Gebäudes. Die Band spielt "Don't let me down". Im Hintergrund kommen die zwei jungen, völlig überforderten Polizisten auf das Dach. Paul dreht sich herum, sieht die beiden, dreht sich mit dem schelmischsten Grinsen ever zurück zum Mikrofon und lässt ein lautes "Whooo" raus. Das hat so viel Punk und unwiderstehliche Dreistigkeit, dass man ihn dafür einfach lieben muss. Die Cops sind da, die Idee aus Folge 1 ist aufgegangen. 

Find someone who looks at you the way Paul McCartney looks at PC Dagg and PC Shayler when they arrive to break up the rooftop concert. #GetBack pic.twitter.com/IsbxH70QeS

— Andrew Male (@Andr6wMale) November 27, 2021

Ich bin Fan der Band und Fan der Doku. Sie ist ein wunderschöner und emotionaler Einblick in das Innerste der größten Band der Welt. Wie eine alte Nachricht von jemandem, den man kennt und der vor langer Zeit gestorben ist. Ich schaue sie jetzt einfach noch mal.

Hier noch mein liebstes Meme dazu:

"So it starts in D Major & it goes 'No, No, No, No, No, No, No, No, No, No, No, No, THERE'S NO LIMITS'. Then it goes into A for a few bars, then we all shout 'TECHNO, TECHNO, TECHNO, TECHNO" pic.twitter.com/pQXGOtRk8j

— Bacardi Oakheart (@Midgetgems26) November 29, 2021