Sexting you at the mental health talk seems counterproductive. Oder: 2021 – es war nicht alles schlecht!
Die Popsensation des Jahres
Insgesamt 47 Chaise Longues brauchen die beiden britischen Musikerinnen Rhian Teasdale und Hester Chambers von der Band Wet Leg für ihren Indie-HIT „Chaise Longue“. Das klingt rein quantitativ natürlich erst mal recht viel. Im Vergleich dazu benötigt der französische Rapper Taipan gerade mal 6 Chaise Longues für seinen Song „Chaise Longue“. Aber manchmal ist mehr eben auch besser.
Wet Leg haben „Chaise Longue“ am 15. Juni veröffentlicht und stand heute (24.12.21, 10:30 Uhr) sagenhafte 5.924.937 Spotify Plays (also ca. 4,23€ in Spotify-Tantiemen) generiert. Weltweit ausverkaufte Konzerte, die Herzen der Indiepresse und -fans, Hotrotation-Plätze und Aufritte im US-TV beruhen letztlich einzig und allein auf den frechen zwei Akkorden in „Chaise Longue“. Dass ein Duo von der Isle Of White, was erst seit 2019 zusammen Musik macht, die Kraft hat, über Nacht das Musikgeschäft zu übernehmen, stimmt mich sehr zufrieden und hoffnungsvoll. Ein: „Klar, wenn die beiden das schaffen, können wir das auch“ liegt in der Luft. Das tut dem abgewichsten Musikgeschäft, in dem so viele Akteur:innen nach Reichweite suchen, gut.
Drei weitere Songs haben die beiden dieses Jahr veröffentlicht. Außerdem wurde das Debütalbum (VÖ: 08.04.22) und eine Handvoll Deutschland Termine für Mai angekündigt. Wahrscheinlich die letzte Chance Wet Leg auf einer kleinen Bühne zu sehen. Also hin da!
Gitarren, Gitarren, Gitarren
Außerdem:
Die Herren von Mogwai haben mit „As The Love Continues“ bewiesen, dass man manchmal bis ins mittlere Alter warten muss, um ein Number 1 Album zu schreiben.
Die Postpunk-Pioniere Idles entdecken auf „CRAWLER“, dass Melodien gar nicht so schlimm sind.
Die Dänen von Boundaries haben sich auf „Maidan“ für Postrock statt Postpunk entschieden.
Dry Cleaning machen Postpunk 2.0. Es geht viel ums Essen.
Squid haben ihre Tentakel in allen Genres, übertreiben es auf „Bright Green Field“ aber ein wenig.
Made in Germany
Danger Dan deckt alles mit der Kunstfreiheit ab; Christin Nichols möchte, dass es uns schlecht geht und Karl Die Große fragen sich; was denn nun ist, wenn keiner lacht. All das ist richtig gut und macht Bock auf den Musikstandort Germany. Außerdem haben Laura Lees Labelmate THALA und (part of the Wuppertal Crew) Maria Basel mein Herz erobert.
Schauen wir nach Mitteldeutschland: Hier fallen neben Karl Die Große vor allem Elephants On Tape aus Leipzig auf, die mit „Every Structure’s Dislocated“ ihr drittes und bisher stärkstes Album veröffentlicht haben. Außerdem haben Power Plush für den freshesten Sound gesorgt, den Chemnitz seit Langem gehört hat.
By the way
Für alles, was mich dieses Jahr musikalisch außerdem bewegt hat, empfehle ich meine Best Of Sendungen (Teil 1 vom 20.12. und Teil 2 am 03.01.).
Was möchten Sie trinken?
Eine Radioshow zum Festival habe ich auch gemacht.
Am Ende haben wir die Musik
2021 war sicherlich nicht das Jahr, auf das wir alle gehofft hatten. Und zugegeben, der Ausblick auf 2022 macht die Sache nicht unbedingt besser. Aber ich glaube fest daran, dass es sich lohnt, optimistisch, inspiriert und solidarisch zu bleiben. Es kommen bessere Zeiten. Ganz sicher. Und am Ende haben wir immer die Musik!
Martin x