Mit Anne Freytag gibt es auf diesem kleinen Blog schon die erste Premiere. Denn Anne ist keine Musikerin wie die bisherigen Kuratoren*innen. Anne Freytag ist Autorin und Schriftstellerin mit einem ziemlich guten Musikgeschmack.
Das erste Mal habe ich von Anne im Deutschlandfunk Kultur gehört. Im Interview zu ihrem aktuellen Buch „Nicht weg und nicht da“ erklärte sie, dass Musik ihr Treibstoff zum Schreiben ist und es für jedes Buch mehrere Songs gibt, ohne die das Buch nicht entstehen könnte. Das lies mich damals aufhorchen und hat mich letztendlich auch dazu bewegt, dieses Buch zu kaufen. Keine schlechte Entscheidung.
In „Nicht weg und nicht da“ geht es um den Selbstmord eines Jungen, geschrieben aus der Perspektive seiner Schwester Luise. Sowohl sie, als auch ihre neue Liebe Jacob verfallen im Laufe des Buches immer wieder in Momente, in denen nur noch Musik hilft. Ein bestimmter Song, den man immer wieder hören muss. Die beiden teilen sich eine Spotify-Playlist, gespickt mit ihren Lieblingsssongs. Musik, die sie zusammen entdeckt oder für den jeweils anderen herausgesucht haben. Die Playlist ist voller guter Songs von Künstlern wie Sufjan Stevens, Beach House und Nada Surf. Sie ist hinten im Roman abgedruckt und wäre im Grunde schon perfekt für einen Miserable Monday gewesen.
Anne beschreibt in diesem Buch sehr gefühlvoll die Trauer zweier Jungendlicher. Ihr szenischer Schreibstil, die Entwicklung der Protagonisten und die starke Verbindung zwischen geschriebenen Wort und Musik haben mich berührt und fasziniert. Ein Buch, was ich wärmstens empfehlen will. Aus diesem Grund habe ich Anne gefragt, ob sie eine Playlist für meinen Blog kuratieren möchte. Und sie hat ja gesagt! - Martin
Ihr neues Buch „Mein Leben basiert auf einer wahren Geschichte“ erscheint 27.05.2019 im Heyne Verlag.
Foto: ©Michael Tasca
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DIE LISTE
Was Anne sagt:
Ich liebe Musik. Das habe ich immer, und werde ich immer. Damit ist Musik eine große Liebe meines Lebens.
Wenn man mich fragt, was Romanen fehlt, ist die Antwort: Musik. Weil sie Menschen dazu bringt, etwas zu fühlen.
Sie spielt auf uns wie auf einem Instrument. Deswegen hat jedes meiner Bücher eine Playlist mit den Liedern, die zur Handlung gehören.
Es sind Lieblingssongs meiner Charaktere, Hintergrundsmusik, Stimmungsunterstreicher.
Wenn man es so sieht, haben wir alle ein Tagebuch aus Liedern, die uns an etwas erinnern. Sie schreiben Geschichten in unserem Kopf.
Ein Song startet, und mit ihm ein lang vergangener Sommer, eine alte Liebe, Bilder einer Freundschaft, die es nicht mehr gibt. Es ist das musikalische Gedächtnis unserer Großhirnrinde.
Ich liebe an Musik, dass sie so unmittelbar funktioniert. Ungefiltert und direkt. Wir reagieren darauf, oft ohne genau zu wissen, worauf.
Wir haben Emotionen durch Musik gelernt, wissen, was Geigen in einem Liebesfilm bedeuten - oder in einem Thriller.
„Der weiße Hai“ ohne Musik wäre ziemlich langweilig, erst die Musik erzeugt die Spannung. Meist bemerken wir es nicht, mitfühlen tun wir dennoch. Es gibt Lieder, die bringen mich sogar dann zum Weinen, wenn ich richtig glücklich bin. Bei anderen bekomme ich Gänsehaut und wieder andere stimmen mich melancholisch. Doch niemals lassen sie mich kalt. Wie es funktioniert, kann ich nicht sagen, nur, dass es funktioniert. Es ist wie Magie.
Meine „Miserable Monday“-Playlist ist ein klitzekleiner Auszug aus meinen liebsten Liedern.
Sie haben mich beim Schreiben begleitet wie die besten Freunde. Nicht nur dafür, werde ich sie für immer lieben.